Bekämpfung von Kinderarbeit in den Kakao-Gemeinden

Im Zentrum unserer Arbeit stehen unsere Bestrebungen, das Risiko von Kinderarbeit zu adressieren sowie zum Schutz der Kinderrechte in der globalen Kakao-Lieferkette beizutragen.

Cocoa Life arbeitet gemeinsam mit seinen Partnern daran, durch einen ganzheitlichen gemeindezentrierten Ansatz die Ursachen für Kinderarbeit zu bewältigen. Zum Beispiel sorgen wir durch Verbesserung der Lebensgrundlage der Bauern und Förderung von Frauen für stärkere Gemeinden, damit sich Kinder auf ihre Ausbildung konzentrieren können.

Kinderarbeit-Icon
Das Problem
Ein vielseitiges Problem
Lachende Kinder

Kinderarbeit ist kein Problem, das man isoliert betrachten sollte, sondern vielmehr eine Konsequenz verschiedener sozioökonomischer Herausforderungen, die Kinder zur Arbeit zwingen.1

  • Geringes Einkommen: Viele Bauern können sich nicht leisten, externe Hilfskräfte für ihren landwirtschaftlichen Betrieb einzustellen. Deswegen sind sie häufig auf die Unterstützung ihrer Kinder angewiesen, insbesondere zu Erntezeiten.
  • Fehlende Infrastruktur: Fehlender oder nur geringer Zugang zu Bildung ist eng verbunden mit Kinderarbeit; wenn die Kinder in der Schule sind, arbeiten sie nicht im landwirtschaftlichen Betrieb.
  • Mangelndes Bewusstsein: Da sie als Heranwachsende selbst in den landwirtschaftlichen Betrieben ihrer Familien gearbeitet haben, wissen Eltern häufig nicht, dass Kinderarbeit die Entwicklung ihrer Kinder beeinträchtigen kann.


In den Hauptproduktionsländern

Ausführliche Forschung, einschließlich von Mondelēz International beauftragte Studien, bestätigen das hohe Risiko von Kinderarbeit in den Kakaoanbaubereichen Côte d'Ivoire und Ghana - den beiden größten Kakao produzierenden Ländern der Welt.

Eine in Indonesien durchgeführte Untersuchung ergab sehr viel geringere Risiken. Dieser Unterschied steht in Zusammenhang mit Indonesiens wesentlichen Bemühungen, strukturelle Armut zu bekämpfen und die sozioökonomischen Bedingungen der ländlichen Bevölkerung zu verbessern, wozu auch Kakaobauern gehören. Besonders wichtig ist es, zu erwähnen, dass Kinder, die in indonesischen Kakao-Gemeinden leben, Zugang zu hochwertiger Bildung haben. Für Familien hat die Ausbildung ihrer Kinder oberste Priorität.

Unsere Strategie
Klassenraum

Der Ansatz von Cocoa Life, das Risiko von Kinderarbeit in der globalen Kakao-Lieferkette zu adressieren, beinhaltet Prävention, Überwachung und Gegenmaßnahmen und zielt insbesondere darauf ab, die systemischen Ursachen anzugehen. Hier können Sie sich unsere Strategie gegen Kinderarbeit herunterladen.

Prävention

Mit seinem ganzheitlichen Ansatz geht Cocoa Life die Ursachen von Kinderarbeit an: Armut und fehlende Entwicklung in den ländlichen Gebieten. Durch unsere Gemeindeaktionspläne (Community Action Plans) entwickeln wir Maßnahmen, die zur Vermeidung von Kinderarbeit beitragen:

  • Steigerung des Einkommens aus dem Kakaoanbau und aus weiteren Quellen
  • Befähigung der Gemeinden, sich für ihre eigene Entwicklung einzusetzen
  • Stärkung von Frauen zu Hause und innerhalb der Gemeinde
  • Verbesserter Zugang zu hochwertiger Bildung

In wohlhabenderen landwirtschaftlichen Kakaobetrieben sind die Bauern seltener auf die Mitarbeit ihrer Kinder angewiesen. Geförderte Frauen und Gemeinden, die den Entwicklungsbedarf von Kindern erkennen, werden darauf Acht geben, dass ihre Kinder zur Schule gehen. Und Kinder, die Zugang zu hochwertiger Bildung haben, haben die Chance auf eine erfolgreiche Zukunft, die jedes von ihnen verdient.



Schutzsysteme für Kinder Stärken

Zusätzlich zu unseren vorbeugenden Maßnahmen entwickeln wir gemeinsam mit den lokalen Behörden zielgerichtete Maßnahmen, um Schutzsysteme für Kinder aufzubauen und zu stärken. Die Maßnahmen können dabei je nach Anbaugebiet unterschiedlich sein. Unser Ansatz zur Stärkung der Schutzsysteme für Kinder steht im Einklang mit der Cocoa Life Mission, den Wandel der Kakaobranche voranzutreiben, sowie den folgenden Prinzipien:

Gemeinde-basiert: Wir sind der Meinung, dass erfolgreiche Kakaoanbau-Gemeinden, die selbst in der Lage sind, Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Kinder zu übernehmen, die Grundlage für eine nachhaltige Kakao-Lieferkette sind.

System-stärkend und nachhaltig: In Gemeinden und Familien, in denen Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Infrastruktur besteht, und Kinder Zugang zu hochwertiger Bildung haben, können Gemeindebehörden und staatliche Institutionen besser dafür sorgen, dass Kinderrechte geschützt werden und das Kindeswohl nicht gefährdet wird.

Rechtebasiert und kinderfreundlich: Damit sichergestellt wird, dass die Interessen des Kindes, wie in der UN-Kinderrechtskonvention verankert, berücksichtigt werden. Dies beinhaltet einen weiter gefassten Schutz von Kindern, der über die grundlegende Problematik der Kinderarbeit im Kakaoanbau hinausgeht, und alle Angelegenheiten in Bezug auf Kinderrechte innerhalb der Gemeinde einschließt.



Überwachung und Gegenmassnahmen

Wir arbeiten mit lokalen Behörden und Partnern zusammen, um Gemeinde-basierte Systeme zur Überwachung und Unterbindung von Kinderarbeit (Child Labor Monitoring and Remediation Systems, CLMRS) einzuführen. "Gemeinde-basiert" bedeutet, dass bei den CLMRS, wie auch bei Cocoa Life, die Gemeinden und deren Stärkung im Mittelpunkt stehen. Damit die CLMRS nachhaltig sind und auf lange Sicht unabhängig von Cocoa Life funktionieren können, konzentrieren wir uns darauf, die Kapazitäten der Gemeinden sowie die der Behörden auszubauen, damit diese die Gemeinden unterstützen und ihre Pflicht erfüllen, die Menschenrechte zu schützen. Das bedeutet, dass wir im Rahmen unserer CLMRS:

  • Gemeindekommitees zum Schutz von Kindern einrichten und schulen, die dann als zentrale Anlaufstelle innerhalb der Gemeinde fungieren und die Hauptverbindung zu Schulen und Bezirksbehörden darstellen
  • durch Befragungen von Haushalten und Kindern ermitteln, welche Kinder gefährdet sind, insbesondere solche, die nicht zur Schule gehen, bei denen das Risiko von Kinderarbeit besteht oder die bereits arbeiten
  • Eltern gefährdeter Kinder einbeziehen und Kinder durch kollektive oder einzelne Gegenmaßnahmen unterstützen
  • alle Daten an die Behörden weitergeben und bei entsprechenden Fällen, wenn nötig, Gegenmaßnahmen ergreifen
  • Staatlich entwickelte Hilfsmittel nutzen, um nationale Richtlinien zu unterstützen und die Entwicklung von Parallelsystemen zu vermeiden
  • Kinderrechte aus einem Standpunkt betrachten, der über Kinderarbeit hinausgeht, und alle Kinder in der Gemeinde einbeziehen, unabhängig davon, ob deren Eltern Kakao anbauen oder nicht
  • Basierend auf unseren Erfahrungswerten von den CLMRS und dem Cocoa Life-Programm, setzen wir uns gemeinsam mit Regierungen für Maßnahmen ein, die einen breiten Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung für Kinder in Kakaoanbaugebieten und darüber hinaus schaffen

Zusammenarbeit

Deswegen unterstützen wir als Gründungsmitglieder die Arbeit der World Cocoa Foundation (WCF) und der International Cocoa Initiative (ICI), um die Ursachen der Kinderarbeit zu adressieren, und bemühen uns um starke öffentlich-private Partnerschaften mit Regierungen, Entwicklungspartnern und zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Gemeinsam rufen wir die EU dazu auf, die Sorgfaltspflicht in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz für Unternehmen der globalen Kakao-Lieferkette zu verschärfen und einen intelligenten Policy-Mix einzuführen, um in den produzierenden Ländern notwendige Rahmenbedingungen zu unterstützen, in denen Menschenrechte, einschließlich die der Kinder, respektiert werden (Gemeinsamen Standpunkt hier lesen).

"Kinderarbeit kann nur dann effektiv bekämpft werden, wenn die verschiedenen Ursachen beseitigt werden. Hierzu müssen viele verschiedene Fähigkeiten vereint werden. Deswegen sind Partnerschaften für Cocoa Life so wichtig. Jetzt, wo das Programm wächst, wird Cocoa Life einen transformativen Effekt auf Kakaogemeinden haben, und sich auf das Risiko von Kinderarbeit auswirken."

Nick Weatherill, Geschäftsführer, International Cocoa Initiative

Wo wir heute stehen
Prävention

Neben der Regierung von Côte d'Ivoire, sowie Industriepartnern und Lieferanten investiert Cocoa Life 3 Millionen Schweizer Franken (~ 3 Millionen USD) in die frühkindliche Entwicklung und den Zugang zu hochwertiger Bildung in Côte d'Ivoire durch zwei Initiativen (ELAN & CLEF) unter der Leitung der Jacobs Foundation. Die beiden Initiativen werden fünf Jahre (2020-25) laufen und durch einen zusammengelegten Fonds mit einer angestrebten Gesamtkapitalisierung von 150 Millionen Schweizer Franken (~150 Millionen USD) finanziert. Um auf den Erfolg dieser öffentlich-privaten Initiative aufzubauen, ermutigen wir die Jacobs Foundation, diese Initiative auch in Ghana einzuführen. Lesen Sie mehr in unserem Fortschritts-Blog.



Überwachung von Kinderarbeit und Gegenmassnahmen
Klassenraum

Wir arbeiten mit lokalen Behörden und Partnern daran, bis 2025 in allen westafrikanischen Cocoa Life-Gemeinden CLMRS einzurichten. Ende 2019 verfügten bereits 447 Cocoa Life-Gemeinden in Ghana über ein Gemeinde-basiertes CLMRS.


Ghana
Cocoa Life-Gemeinden
589
Gemeinden mit CLMRS
447
Gemeinde-Kinderschutzkomitee mit CLMRS Ansatz
450
Durch CLMRS geschützte Gemeindemitglieder
246,415
Durchführungspartner
child rights international
Côte d'Ivoire
Cocoa Life-Gemeinden
1,040
Gemeinden mit CLMRS
0
Gemeinde-Kinderschutzkomitee mit CLMRS Ansatz
66
Durch CLMRS geschützte Gemeindemitglieder
12,043
Durchführungspartner
solidaridad
Indonesien
Cocoa Life-Gemeinden
343
Gemeinden mit lokaler Entsprechung von CLMRS
136
Gemeinde-Kinderschutzkomitee mit CLMRS Ansatz
140
Durch CLMRS geschützte Gemeindemitglieder
11,970
Durchführungspartner
save the children

wahana visi

"Eine von der Gemeinde entwickelte Herangehensweise, bei der das Kindeswohl im Mittelpunkt steht, baut bestehende Unterstützungssysteme und Infrastruktur, wie Bildung, soziale Sicherheit und Gesundheit weiter aus, damit Kommunen angemessen für ihre Kinder sorgen können. Dieser Ansatz, der berücksichtigt, dass jedes Kind eine sichere Umgebung zum Aufwachsen und für seine Entwicklung braucht, ist der nachhaltige Weg in die Zukunft."

Aarti Kapoor, Geschäftsführer, Embode

Plattformen zum Geschlechter-Dialog

Frauen dabei zu helfen, ihre Stimme in der Gemeinde durch Plattformen zum Geschlechter-Dialog zu finden und einzusetzen, ist ein weiteres Werkzeug zur Bekämpfung von Kinderarbeit. Bereitgestellt von unserem Partner, ABANTU for Development arbeiten diese Plattformen mit Frauen in Ghana zusammen daran, dass sie lernen, für die eigenen Grundbedürfnisse und die ihrer Kinder, wie Gesundheit und Bildung, einzustehen.

Die Entwicklung von Kindern hat auf den Plattformen oberste Priorität. Mit ghanaischen Bildungsbehörden und Gemeindevorständen wird proaktiv zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass Kinder zur Schule gehen und eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Führung, Schulung, persönliche Entwicklung, Reden in der Öffentlichkeit und Probleme der Geschlechtergleichheit sind weitere wichtige Punkte.

Bauernverbände

Cocoa Life fördert Bauernverbände in Ghana, die von unseren Partnern, dem Ghana Cocoa Board und Olam, gegründet werden. Die Verbandsmitglieder sind Bauerngruppen aus mehreren Gemeinden. Sie kommen nicht nur zusammen, um gemeinsam mit Lieferanten zu verhandeln, sondern auch, um Kinderarbeit zu bekämpfen. Die ghanaischen Bauernverbände haben ihre Prämien von Cocoa Life dazu verwendet, bis dato 200 Schulen in den Gemeinden zu bauen.

Bildungspartnerschaft

Cocoa Life hat sich mit der Jacobs Foundation zusammengeschlossen, um die Qualität der Bildung in den Kakao-Gemeinden der Côte d'Ivoire zu verbessern. In diesen Gemeinden gibt es viele Schulabbrecher und Analphabeten und nur einen beschränkten Zugang zu Gemeinderessourcen und Gesundheits- und Hygieneeinrichtungen. Der Ansatz, den wir in unserem Programm verfolgen, besteht aus zwei Phasen, in denen ein ganzheitliches Umfeld für frühes Lernen geschaffen werden soll und Ressourcen für alle Gemeindemitglieder bereitgestellt werden sollen. Das Programm wurde in 77 Gemeinden eingeführt und ein weiterer Ausbau ist geplant.


  1. Um mehr darüber zu erfahren, wie Kinderarbeit definiert wird, lesen Sie unseren Progress-Blog